Ein weiteres Zeugnis von Diamantfälschungen liefert die
venezianische Renaissance: 1487 erliess der berüchtigte Rat der Zehn ein Gesetz,
das Edelsteinfälschern drakonische Strafen androhte – ein klares Zeichen dafür,
dass der Wunsch nach funkelnden Steinen schon damals nicht ohne Risiken war.
Von Bleiglas bis Strass: Die Geburt optischer Täuschungen
Die ersten optisch überzeugenden Imitationen entstanden aus
farblosem Bleiglas. Der Durchbruch in der Welt der Imitationen kam jedoch im
18. Jahrhundert, als der elsässische Erfinder Georg Friedrich Strass
eine revolutionäre Methode entdeckte. Er polierte Glas und überzog es mit einer
Quecksilberschicht, wodurch eine erstaunliche Lichtbrechung entstand, die einem
echten Diamanten zum Verwechseln ähnlich war. Diese Innovation brachte ihm
nicht nur finanziellen Erfolg, sondern auch den Titel „Juwelier des Königs“,
verliehen von Ludwig XV.. Noch heute schmückt Strass-Glas den
Modeschmuck und beweist, dass Imitationen auch einen eigenen Wert haben können.
Moderne Fälschungsmethoden: High-Tech trifft Kreativität
Während weisse Diamanten der Farbstufen D bis I immer
seltener werden, versuchen Hersteller zunehmend, Diamanten niedrigerer Qualität
(Farben J bis N) durch Manipulation optisch aufzuwerten. Eine Methode besteht
darin, die Steine mit Plastikfolie zu überziehen – ein Trick, der allerdings
bei gründlicher Reinigung auffliegt. Eine andere Technik verwendet ultradünne
Schichten aus Zirkoniumoxid oder Titan, die durch flüssigen Stickstoff entlarvt
werden können, da die Schicht unter der Kälte reisst.
Imitationen aus der Wissenschaft: Vom Laser zum Weltraum
Im Zuge wissenschaftlicher Forschungen wurden neue
Materialien entdeckt, die dem Diamanten gefährlich nahekommen. So entstand YAG
(Yttrium-Aluminium-Granatoid) während der Laserforschung in den USA. Dieser
künstliche Stein ist nicht nur farblos, sondern weist auch eine beeindruckende
Brillanz und Dispersion auf.
Eine andere Innovation ist Fabulit, ein
Strontiumtitanat, das durch seine milchige Transparenz und starke Lichtbrechung
besticht. Doch der erfolgreichste Diamant-Ersatz der letzten Jahrzehnte bleibt
das kubische Zirkoniumoxid (CZ), das in den 1970er-Jahren in Russland
synthetisiert und schnell zur Massenproduktion freigegeben wurde. In den
1980er-Jahren erreichte die Produktion von CZ weltweit 60 Millionen Karat – und
die Nachfrage steigt weiter, nicht zuletzt aufgrund seiner beeindruckenden
Brillanz und Kosteneffizienz.
Der jüngste Herausforderer: Diamantine™
Die neueste und wohl verblüffendste Innovation auf dem Markt
der Imitationen ist Diamantine™, ein Produkt von Serenity
Technologies. Dank einer patentierten nanokristallinen Diamantbeschichtung
bietet Diamantine™ optische Eigenschaften, die von einem natürlichen Diamanten
kaum zu unterscheiden sind. Das Geheimnis liegt in der kristallinen Struktur,
die Licht in einer Weise reflektiert und bricht, wie es bislang nur Diamanten
konnten. Die einzige Möglichkeit, Diamantine™ zu identifizieren, ist eine
Analyse seines Gewichts, seiner Härte und seiner chemischen Zusammensetzung.
Natürliche und synthetische Alternativen
Neben High-Tech-Nachahmungen werden auch natürliche Steine
wie Topas, Quarz oder Saphir als Diamant-Imitate verwendet. Fortschritte in der
Massensynthese haben jedoch dazu geführt, dass synthetische Alternativen wie Spinell
oder kubisches Zirkoniumoxid bevorzugt werden. Sogar die chemische
Vaporisations-Methode (CVD) wird genutzt, um dünne Diamantschichten auf
synthetische Steine aufzutragen.
Ein brillanter Wettstreit
Der Wunsch, die unvergleichliche Schönheit von Diamanten zu
imitieren, hat eine faszinierende Geschichte voller Innovation, Täuschung und
Entdeckungen hervorgebracht. Während der echte Diamant seine unvergleichliche
Stellung als Symbol für Ewigkeit und Reinheit behält, sind die technologischen
Fortschritte in der Welt der Imitationen ein Zeugnis menschlicher Kreativität
und Erfindungskraft.
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